30 Okt Affäre Weinstein: Stellungnahme des VdA
Die Affäre Weinstein hat eine breite Auseinandersetzung mit dem Problem sexueller Gewalt in Arbeitszusammenhängen hervorgebracht. Wir begrüßen es, dass diese Form des Machtmissbrauchs jetzt öffentlich gemacht wird und auf ein geschärftes Problembewusstsein vor allem auch in unserer Branche stößt.
Auch wir Agenten sind mit den Problemen konfrontiert. Wir verhandeln aufwendige Klauseln in Arbeitsverträge, wenn es z.B. um Nackt- oder Sexszenen geht, um unsere Klienten auf der sichtbaren Ebene in ihrer Privatsphäre zu schützen. Doch die wirklich gravierenden Übergriffe finden meist an ganz anderer Stelle im Arbeitsumfeld statt. Das tritt in diesen Tagen leider immer deutlicher hervor. Wir alle haben inzwischen von zahlreichen Vorfällen gelesen und gehört. Harvey Weinstein scheint definitiv kein Einzelphänomen zu sein.
Wir sind für unsere Klienten erreichbar und intervenieren sofort, wenn am Set oder auf der Bühne Dinge passieren, die sich nicht gehören. Oft sind wir die ersten, denen sich unsere Klienten bei schlechten Erfahrungen anvertrauen. Wir stärken unseren Klienten den Rücken, wenn es darum geht, dass sie Rückgrat zeigen und Grenzen setzen müssen, meist aus der schwächeren Position heraus. Der Schutz unserer Klienten vor jeder Art von Willkür, Gewalt oder Erpressung steht für uns an oberster Stelle. Dies gilt insbesondere für Berufsanfänger/-innen, denen wir mit unserer Erfahrung aufklärend wie auch schützend zur Seite stehen.
Der VdA mit seinen 61 Mitgliedsagenturen trägt dafür Sorge, dass Unerfahrenheit, Abhängigkeit und hierarchische Strukturen nicht ausgenutzt werden und sexuellen Missbrauch möglich machen.
Natürlich können wir sexuelle Übergriffe bei der Arbeit unserer Klienten nicht grundsätzlich verhindern. Aber wir können wachsam sein und wir können uns mit anderen zusammenschließen, die ebenfalls für Seriosität und Anstand in Arbeitsbeziehungen eintreten, um einen umfassenden Informationsaustausch zu ermöglichen.
Damit künftig so etwas wie „das System Weinstein“ früher zusammenbricht und Opfer sich erfolgreicher wehren können, will der BFFS für unsere Branche eine Beschwerdestelle schaffen, an die sich Betroffene wenden können, um Beistand zu bekommen und Gewaltakte verfolgen zu lassen. Gleichzeitig erhält damit die Beschwerdestelle Kenntnis von Übergriffen, erfährt Namen und kann auch prophylaktisch wirken.
Der VdA, wie auch andere wichtige Verbände unserer Branche, wollen den BFFS tatkräftig unterstützen, damit eine solche Stelle schnell eingerichtet werden und ihre Arbeit aufnehmen kann.
Der Vorstand des VdA, Oktober 2017