25 Jahre VdA – Interview mit Paula Birnbaum

25 Jahre VdA – Interview mit Paula Birnbaum

Dem eigenen Kopf und Bauchgefühl vertrauen Paula Birnbaum im Interview

Der 1998 gegründete Verband steht nicht nur für ein Vierteljahrhundert leidenschaftlicher und engagierter Verbandsarbeit zur Stärkung und Qualitätssicherung des Berufsbilds von Künstleragent*innen und deren Anliegen. Auch die aktuellen filmpolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen prägen deren Agentur-Alltag. Eine der Herausforderungen heißt Nachwuchs, denn auch Agenturen kennen den Fachkräftemangel. Für den 2015 verstorbenen Agenten und Gründungsvorstand des VdA, Bernhard Hoestermann, war der Agenturnachwuchs besonders wichtig. Mit dem „Bernhard-Hoestermann-Stipendium“ für Nachwuchsagenturen stellt der VdA den Nachwuchs ins Rampenlicht. Paula Birnbaum (BIRNBAUM&FRAME) erhielt 2018 als damalige Nachwuchsagentin das erste Bernhard-Hoestermann-Stipendium. Hier spricht sie über ihre ersten Schritte als junge Agentin und darüber, wie das Stipendium ihr geholfen hat.

25 Jahre VdA – Das 5 Fragen-Interview

Paula Birnbaum: Dem eigenen Kopf und Bauchgefühl vertrauen

 

Warum hast Du den Beruf Agentin gewählt? Gab es ein ausschlaggebendes Erlebnis?

Das war eher ein Zufall. Ich hatte zwar, seitdem ich elf bin, als Schauspielerin vor der Kamera gestanden und in diesem Zuge auch mit verschiedenen Agent*innen gearbeitet, aber ich hatte dieses Berufsbild nicht auf meinem Radar – und schon gar nicht als möglichen Beruf für mich. Generell sollte für diese Profession mehr Aufmerksamkeit geschaffen werden, die Branche hat ein Nachwuchsproblem. Nach meinem Philosophie- und Theaterwissenschaftsstudium habe ich in einem Medienverlag angefangen. Ich war an der Theaterabteilung sehr interessiert. Dann wurde die Stelle der Schauspielagentin frei und der Inhaber bot mir die Leitung an. Ich habe zu Beginn sehr gezweifelt, und nach sehr kurzer Zeit hatte ich mich in den Beruf „verknallt“. Mir hat sehr gefallen, was man als Agentin alles bewegen kann!

2018 wurdest Du, als damals noch jüngere Agentin, die erste Bernhard-Hoestermann-Stipendiatin. Wie hast Du das erste Jahr im Verband erlebt?

Wie schnell die Zeit vergeht! Ich habe viele Kolleg*innen kennengelernt und das war spannend, habe den Austausch sehr genossen und von den verschiedenen Expertisen gelernt. Und natürlich schafft die Mitgliedschaft in einem Verband auch Zugänge, und ein Stipendium kann die Bereitschaft erhöhen, Türen zu öffnen.

Was kann ein Verband wie der VdA für junge Agenturen tun?

Zugänge schaffen und Nachwuchs auch in unseren eigenen Reihen fördern. Ich empfinde das Kennenlernen der anderen Agent*innen auf den Sitzungen des VdA als eine Bereicherung. Außerdem ist es eine Form von Qualitätsgarantie, in einem renommierten Verband Mitglied zu sein. Damit auch jüngere Agenturen die Chance haben, von dieser Plattform zu profitieren, müssten aber einige Punkte der Satzung des VdA überarbeitet und an die aktuellen Marktentwicklungen angepasst werden: beispielsweise die Mindestanzahl an Klient*innen, die eine Agentur für eine Aufnahme haben muss. Mir wäre es wichtig, das im Verband zu besprechen, gerade um jüngeren Agenturen entgegenzukommen und sich auch neuen Modellen und damit auch Impulsen gegenüber zu öffnen.

Wie hat sich Deine Agentur seit 2018 entwickelt?

Im Rahmen des Stipendiums sollten die Bewerber*innen damals auch einen Plan einreichen, wie ich mir die Entwicklung der Agentur vorstelle. An den Zeitplan, wann ich was aufstellen wollte, kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Aber ich wollte eine Regie- und Autor*innen-Abteilung aufbauen und zwei Mitarbeiter*innen einstellen. Beides hat sich eingelöst und sich für mich auch als ein sehr schlüssiges Modell erwiesen. Außerdem bin ich mit der (damaligen) Agentur FRAME (Anna Sagalovskaya) fusioniert, was natürlich eine große Veränderung war. Anna habe ich auf der Verleihung des Bernhard-Hoestermann Stipendiums kennengelernt.

Was würdest Du den neuen Stipendiaten raten und gerne mit auf dem Weg geben?

Dem eigenen Kopf und Bauchgefühl zu vertrauen und immer auf dem eigenen Weg zu bleiben, auch wenn das Außenstehende manchmal nicht verstehen. Das klingt einfach, erfordert aber auch Mut und Klarheit.

Foto: Paula Birnbaum © Rene Fietzek